Supportive Therapien
- Anämie
- Neutropenie
- Übelkeit & Erbrechen
- Diarrhoe
- Mukositis
- Hautveränderungen
- Neurotoxizität (Polyneuropathie)
- Ossäre Toxizität
- Paravasate
- Strahlenbedingte Komplikationen
- Schmerztherapie
Der bei ca. 30-50% der Tumorpatienten vorliegende Mangel an Hämoglobin (roter Blutfarbstoff, Sauerstoffträger), Anämie genannt, wird bedingt durch die Tumorerkrankung selbst, aber auch durch die Therapie. Dieser Zustand führt je nach Ausprägung und Dauer zu körperlicher Schwäche und Antriebsminderung bis hin zur Atemnot. Die Behandlung umfasst bei Eisenmangel die Gabe von Eisenpräparaten, meist als Infusion, die Behandlung mit Medikamenten, die die Blutbildung im Knochenmark anregen (z.B. Erythropoetin), meist als subkutane Injektion, oder auch die Bluttransfusion. Diese kann ambulant in der Praxis oder auch im Krankenhaus erfolgen.
Der Mangel an weißen Blutzellen, die für die immunologische Aktivität und besonders den Schutz vor Infektionen verantwortlich sind, wird durch viele Chemotherapeutika verursacht, aber in unterschiedlichem Ausmaß. Festgestellt wird die Neutropenie durch regelmäßige Kontrollen des Blutbildes nach der Chemotherapie-Gabe. Die Therapie erfolgt durch Injektion von Medikamenten, die die Blutbildung im Knochenmark anregen. Dies ist jedoch nicht in jedem Fall von reduzierten Blutwerten notwendig, sondern nur bei besonders hohem Risiko von Fieber und bei Vorliegen von Risikofaktoren, wie höherem Alter, Nebenerkrankungen, eingeschränktem Allgemeinzustand, weit fortgeschrittener Tumorerkrankung und Veränderungen anderer Blutwerte, z.B. Eiweiß, Leberwerte u.a.
Chemotherapeutika können in verschiedene Risikogruppen hinsichtlich ihres Potentials, Übelkeit und Erbrechen zu verursachen, eingeteilt werden.
Bei hohem Risiko (>90% Wahrscheinlichkeit für Erbrechen) werden prophylaktisch 3, bei moderatem Risiko (30-90%) 2 verschiedene Medikamente einige Tage begleitend zur, bzw. kurz vor der Chemotherapie gegeben. Es handelt sich dabei um sogenannte HT3-Rezeptorantagonisten, Neurokinin-(NK)-1-Rezeptorantagonisten und Dexamethason.
Durch diese Medikamente wird das Auftreten von Übelkeit und Erbrechen deutlich reduziert. Zusätzlich können Patienten weitere Wirkstoffe als Bedarfsmedikation verordnet werden.
Bei unkomplizierten Diarrhöen genügt meist eine Behandlung mit Loperamid bei Bedarf, die durch weitere Medikamente intensiviert werden kann. Bei schweren Verläufen wird allerdings auch ein Flüssigkeitsausgleich durch Infusionen mit Elektrolytlösungen notwendig, sowie eine intensivierte medikamentöse Therapie mit zB. Tinctura opii, Codein, und anderen Medikamenten. Bereits vor und während der Chemotherapie soll auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden.
Die wichtigsten prophylaktischen Maßnahmen zur Vermeidung von Mundschleimhautentzündungen sind eine gute Mundpflege mit regelmäßigen Mundspülungen und Untersuchungen des Mundraumes sowie vorbeugende sanierende Maßnahmen durch den Zahnarzt. Zu empfehlen ist bei einigen Chemotherapeutika das Lutschen von Eiswürfeln während und nach der Infusion. Bei Strahlentherapie-bedingten Mundschleimhautentzündungen können Medikamente wie Benzydamin und Zink empfohlen werden. Auch eine Lasertherapie der Schleimhaut kann in seltenen Fällen erwogen werden.
Wichtigstes Ziel der Behandlung von Mundschleimhautentzündungen ist die Kontrolle der Beschwerden. Dies kann auch durch Opioid haltige Medikamente oder Mundspüllösungen erreicht werden.
Grundlage der Prophylaxe von Hautveränderungen, wie z.B. einem Exanthem oder dem sogenannten „Hand-Fuß-Syndrom“ sind Verhaltens- und Pflegmaßnahmen, wie die mehrfach tägliche Anwendung 5-10% harnstoffhaltiger Cremes, das Vermeiden mechanischer Belastung und chemischer Kontakte und der Schutz vor UV-Strahlung.
Bei einigen Chemotherapie-Medikamenten, wie z.B. Docetaxel beim Prostatakarzinom hat sich das Kühlen von Händen und Füßen und auch des Kopfes während der Infusion als vorteilhaft bei der Vorbeugung des Hand-Fuß-Syndroms erwiesen.
Bei höhergradigen Hautveränderungen muss eine Dosisreduktion und /oder eine Verlängerung des Therapieintervalls erfolgen. Es kommen auch Hydrokolloid-Verbände oder Glukokortikoid-Salben zur Anwendung.
Eine wirksame medikamentöse Prophylaxe existiert nicht. Spätestens bei Auftreten von Symptomen wie Nervenschmerzen, Empfindungsstörungen oder Bewegungseinschränkungen durch Nervenreizungen sollten Maßnahmen zum Training von Koordination, Sensomotorik und Feinmotorik erfolgen. Diese können aber auch schon zu Beginn einer potenziell nervenschädigenden Therapie erwogen werden. Einige Wirkstoffe wie Duloxetin können zur Schmerzreduktion empfohlen werden, andere Wirkstoffe können ebenso wie bei einer Polyneuropathie anderer Ursachen angewandt werden (Amitryptilin, Gabapentin, Pregabalin, Venlafaxin).
Manifestationen von bösartigen Erkrankungen im Knochen erfordern je nach Lokalisation meist eine gute Zusammenarbeit von Urologen mit Kollegen verschiedener Fachrichtungen, einschließlich Radiologen, Strahlentherapeuten, Orthopäden, Unfallchirurgen und Nukleramedizinern innerhalb des tumortherapeutischen Gesamtkonzeptes.
Bei stabilen Veränderungen ohne Frakturgefahr oder Kompression des Rückenmarkes ist die medikamentöse Therapie, Bestrahlung (vor allem bei Schmerzen) und die Gabe von Bisphosphonaten (z.B. Zoledronsäure) oder sogenannten RANK-Ligand-Antikörpern angezeigt. Bei Kompression des Rückenmarkes ist die Operation gefolgt von einer Bestrahlung oder die alleinige Bestrahlung notwendig, was vom Ausmaß und der Lokalisation des Knochenbefalls abhängt. Auch bei Frakturgefahr des Knochens ist die operative Stabilisierung gefolgt von einer Bestrahlung angezeigt.
Bei schmerzhaftem Knochenbefall spielt die medikamentöse Schmerztherapie die wichtigste Rolle. Dazu kann die knochenschützende Therapie mit Bisphosponaten oder Denusomab das Auftreten von Knochenbrüchen reduzieren. Allerdings haben diese Medikamente auch wieder potenzielle Nebenwirkungen, wie z.B. Schmerzen oder entzündlichen Veränderungen des Kieferknochens (Kieferosteonekrosen), die beachtet werden müssen.
Die falsche Infusion neben das Blutgefäß kann je nach Medikament schwerwiegende Folgen (Schmerzen, Entzündungen, Nekrosen von Haut, Unterhaut und Muskelgewebe) haben. Zur Vermeidung sollen geeignete Blutgefäße (möglichst große Venen, gelenkfern) punktiert werden sowie Lagekontrollen durch Aspirieren und Spülung, eine Fixierung des Zuganges und die Aufklärung des Patienten über typische Symptome (Brennen, Rötung) erfolgen, so dass die Infusion in diesem Falle umgehend gestoppt wird.
Für manche Medikamente liegen Antidote vor, die z.B. in und um das Hautareal injiziert oder lokal aufgetragen werden. Beispiele sind Dexrazoxan, DMSO, Hyaluronidase). Bei manchen, weniger toxischen Medikamenten genügt die Kühlung (zur Reduktion der Entzündung) oder auch Wärmeapplikation (zur besseren Resorption des Wirkstoffes). Die notwendigen Materialien, Wirkstoffe und eine genaue Anleitung zum Vorgehen bei Paravasaten sollten als Paravasate-Notfallset in jeder tumortherapeutischen Praxis vorliegen.
Strahlenbedingte Komplikationen
Siehe dazu weiter oben die Abschnitte zu Diarrhöe, Mukositis, Übelkeit und Erbrechen.
Diese richtet sich nach dem Schweregrad und der zu erwartenden Dauer von Schmerzen und erfolgt nach einem Stufenschema auf Grundlage einer WHO-Empfehlung (Stufen I-IV).
Grundlage sollte eine suffiziente Basistherapie sein, die durch eine Bedarfstherapie bei sogenannten Durchbruchschmerzen ergänzt wird. Zum Einsatz kommen Nicht-Opioide wie Ibuprofen, Novaminsulfon u.a., sowie auch verschieden stark wirksamen Opioide wie Tramadol, Morphin, Fentanyl und andere. Darreichungsformen umfassen neben Tabletten oft auch Schmerzpflaster, Lutschtabletten und Injektionen. Auch die Schmerztherapie erfordert oft eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Schmerz- und Palliativmedizinern.